Das Gesundheitsnetz im Gazastreifen war und ist eines der größten Hindernisse bei der Verwirklichung dieser vorsätzlichen Vertreibung. Die Zerstörung der Gesundheitwesensinfrastruktur und die Tötung des dort tätigen Gesundheitspersonals war und ist das Hauptziel der gnadenlosen Bombardierung von Krankenhäusern, Gesundheitszentren und Kliniken. Der Krieg der zionistischen Armee gegen die Bevölkerung des Gazastreifens ist der erste Krieg in der Geschichte der Menschheit, der als "Krieg gegen Krankenhäuser" bezeichnet wird. Man muss sich nur die Liste der gezielten Angriffe gegen Gesundheitseinrichtungen und -personal vom 7.10.2023 bis zum 1.2.2024 ansehen, um es zu bestätigen.
Es ist allgemein bekannt, dass die Menschen ihrer Gesundheit einen hohen Stellenwert einräumen und stets versuchen, auf jede erdenkliche Weise Lösungen für die gesundheitlichen Probleme zu finden, mit denen sie selbst, ihre Kinder und ihre Angehörigen konfrontiert sind. Und wenn sie an ihrem eigenen Ort keine Lösungen für ihre Probleme finden, sind sie gezwungen, an einen Umzug in andere Orte zu denken . Das ist, was der Staat, die Armee und die zionistische Bewegung wollen: die „freiwillige Auswanderung“ in den Köpfen der palästinensischen Bewohner des Gazastreifens zu verankern, da sie es bisher nicht geschafft haben, eine „Zwangsumsiedlung“ durchzuführen, wie 1948 bei der ersten Nakba, als sie 800.000 Palästinenser zwangen, ihre Städte und Dörfer zu verlassen und in andere Nachbarländer sowie in Gebiete innerhalb Palästinas umzuziehen.
Die zionistische Armee will die in Gaza lebenden Kranken, die Verwundeten sowie die dortigen im Gesundheitsnetz Beschäftigten aus dem Gebiet verdrängen. Das wollen wir verhindern. Wir wollen als einfache Menschen aber auch als soziale Bewegungen und gesellschaftliche und politische Gruppen und Organisationen etwas zugunsten des palästinensischen Gesundheitswesens beizutragen und dies wollen wir jenseits der humanitären Staatsorganisationen und ihrer Auftragnehmer verwirklichen. Die Staaten und ihre Auftragnehmer haben nämlich als langfristiges Ziel die Versklavung und Unterwerfung der Völker und ihrer Widerstandsbewegungen, obwohl sie irgendwelche humanitäre Unterstützung anbieten. Wir wollen, schließlich, ein Zeichen setzen, dass die Massen, die weltweit sich aktiv und dynamisch an Demonstrationen und Aktionen beteiligt haben, ihre Solidarität in die Tat umsetzen wollen.
Am 7.12.2023 gab das Büro des UN-Hochkommissars für Menschenrechte eine Pressemitteilung heraus, in der es heißt, dass seit dem 7. Oktober 2023 mindestens 364 Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen verzeichnet wurden, bei denen mindestens 553 Angestellte des Gesundheitswesens ums Leben kamen und 50 Gesundheitseinrichtungen und 190 Krankenwagen beschädigt wurden.
Wochen zuvor, nämlich am 22.11.2023, hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 178 Angriffe auf das Gesundheitswesen im Gazastreifen dokumentiert, die 553 Tote und 696 Verletzte zur Folge hatten, darunter 22 tote und 48 verletzte Mitarbeiter des Gesundheitswesens im Dienst. Die Angriffe trafen 44 Gesundheitseinrichtungen, darunter 24 beschädigte Krankenhäuser, und 40 Krankenwagen, von denen 32 beschädigt wurden.
Bis zum 31.01.2024 wurden bis zu 1,7 Millionen Menschen (mehr als 75 % der Bevölkerung des Gazastreifens) aus ihren Wohnorten im Gazastreifen vertrieben, manchmal wiederholt. Die Familien sind gezwungen, auf der Suche nach Sicherheit immer wieder umzuziehen. Nach dem heftigen israelischen Beschuss und den Kämpfen in Chan Junis in den letzten Tagen ist eine große Zahl von Vertriebenen weiter nach Süden gezogen.
Nach Angaben der OCHA verordnete die israelische Armee der palästinensischen Bevölkerung am 29. Januar, mehrere Viertel in Gaza-Stadt in Richtung Süden zu evakuieren. Dieses Gebiet umfasste etwa 59 Siedlungen, aus denen rund 88.000 Menschen zwangsumgesiedelt wurden.
Warum haben wir dieses Krankenhaus ausgewählt?
Weil das Al-Awda-Krankenhaus von gesellschaftlichen Ausschüssen getragen wird, die seit Jahrzehnten im am dichtesten besiedelten palästinensischen Flüchtlingslager des Gazastreifens, Dschabaliya, medizinische und soziale Betreuung anbieten. Das Al-Awda-Krankenhaus nahm seinen Betrieb am 27.4.1997 auf. Seitdem wurden dort einerseits Zehntausende von Patienten und Verwundeten, insbesondere Kinder und Frauen, behandelt und gepflegt. Seine Entbindungsklinik gilt als die einzige im nördlichen Gazastreifen sowie als die beste in der gesamten Region. Dieses Krankenhaus ist derzeit das einzige im nördlichen Gazastreifen, das über eine Entbindungsstation und Abteilungen für die Betreuung von Müttern nach der Geburt verfügt. Es war andererseits schon vor 2005 zahlreichen Angriffen der Besatzungsarmee ausgesetzt (die Armee des zionistischen Staates zog sich 2005 aus dem Gazastreifen zurück). Es wurde in allen fünf Kriegen der letzten 17 Jahre mehrfach angegriffen.
Im letzten Krieg 2023-2024, der immer noch andauert, wurde die Siedlung Dschabaliya, in der sich das Krankenhaus befindet, mit den stärksten Bomben, die der Besatzungsarmee zur Verfügung stehen, bombardiert, wodurch ganze Häuserblocks dem Erdboden gleichgemacht wurden. Das betrifft mehr als 60 % der Häuser des Lagers wurden völlig zerstört. Das gesamte Wasser-, Abwasser- und Stromsystem sowie fast alle Straßen wurden vollständig zerstört. Insgesamt hat die zionistische Armee im ganzen Gazastreifen mehr als 50 % der Häuser, Infrastrukturen und Einrichtungen im nördlichen Teil des Gazastreifens, wo sich das Krankenhaus befindet, zerstört. Die Zerstörung betraf nach Angaben der „Financial Times“ 80 % der Infrastruktur und der Häuser.
Denn das Al-Awda-Krankenhaus ist eine der 26 Gesundheitseinrichtungen im Gazastreifen, die mit allen der zionistischen Armee zur Verfügung stehenden Waffen bombardiert und angegriffen wurden. Diese Angriffe forderten in den meisten dieser Krankenhäuser den Tod von Hunderten von Mitarbeitern des Gesundheitswesens und verursachten unermessliche und enorme Schäden an der Infrastruktur, den Einrichtungen und den mechanischen und medizinischen Geräten, die unbrauchbar gemacht wurden. Das Al-Awda-Krankenhaus wurde sechsmal von der Luftwaffe und der Artillerie der zionistischen Besatzer angegriffen.
-Am 10.11.2023 wurden der Eingang, die Krankenwagen und die Fahrzeuge der Ärzte und Krankenschwestern getroffen und dabei schwer beschädigt.
Am 21.11.2023 wurde ein gezielter Angriff auf den dritten und vierten Stock des Krankenhauses verübt, bei dem drei Ärzte getötet wurden. Zwei von ihnen, Dr. Mahmoud Abu Nujaila und Dr. Ahmad Al Sahar, arbeiteten in der Abteilung der Ärzte ohne Grenzen und und der dritte, Dr. Ziad Al-Tatari, arbeitete als Kinderarzt im Al-Awda-Krankenhaus.
-Am 1.12.2023, am Ende des ersten Waffenstillstands, in dessen Verlauf ein Gefangenenaustausch stattfand, meldeten die Ärzte ohne Grenzen, dass das Krankenhaus angegriffen wurde.
Das Gesundheitsministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde gab eine Erklärung ab, in der es „den gezielten Angriff der israelischen Besatzungsarmee auf das Büro des Direktors des Al-Awda-Krankenhauses, Dr. Ahmed Muhanna“ verurteilte.
-Am 13.12.2023 belagerte die einmarschierende Armee das Krankenhaus und sperrte 240 Menschen, Patienten und medizinisches Personal, darin ein. Die Scharfschützen der Angreifer, die in den umliegenden Gebäuden stationiert waren, ermordeten eine schwangere Palästinenserin im Krankenhaus. Der Direktor des Krankenhauses sagte, dass eine Krankenschwester im vierten Stock des Krankenhauses von einem israelischen Scharfschützen getötet wurde, als sie gerade arbeitete.
-Am 19.12.2023 verhafteten die zionistischen Besatzungstruppen, die das Al-Awda-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens in eine Militärkaserne verwandelt hatten, Hunderte von Menschen, die sich im Krankenhaus aufhielten, darunter 80 Angehörige des medizinischen Personals, 40 Patienten und 120 Vertriebene, die im Krankenhaus ohne Wasser, Lebensmittel und Medikamente Zuflucht gesucht hatten, und verhinderten die Bewegung zwischen den Abteilungen. Unter den Verhafteten befindet sich auch der Leiter des Krankenhauses, Ahmed Muhanna, der immer noch von den Besatzern festgehalten wird.
-Am 31.1.2024 wurde das Krankenhaus von der Artillerie der Invasoren bombardiert.
Durch den jüngsten Angriff wurden mehr als 50 % der Gesundheitsdienste des Krankenhauses außer Betrieb gesetzt und der vierte Stock sowie der im Krankenhaus untergebrachte Flügel von den Ärzten ohne Grenzen schwer beschädigt.
Aus all diesen Gründen halten wir es für unabdingbar für das Überleben des palästinensischen Volkes, den normalen Betrieb des Krankenhauses und des gesamten Gesundheitsnetzes im Gazastreifen in jeder Weise zu unterstützen, als Mindestmaß an grundlegender Menschlichkeit und Solidarität (und nicht zuletzt als Mindestmaß an Beharrlichkeit in Bezug auf das von der Besatzungsarmee mit Füßen getretene Völkerrecht) gegen den schlimmsten Ausdruck der Besatzungsbarbarei: die Vernichtung von Patienten und medizinischem und pflegerischem Personal.